Die Rückseite

Ein kurzes Realitäts-Intermezzo

Wir haben bei den Recherchen für unsere Reisen, oder auch einfach mal so, wenn uns das Fernweh plagte, den ein oder anderen Reiseblog gelesen… Auch von Familien die mit Kindern reisen. Das klingt alles immer so wundervoll idyllisch. Und wenn man erstmal seinen Traum lebt und unterwegs ist, ist alles ganz leicht. Kein Streit, kein Stress, alles harmonisch.
Was auch immer wir falsch machen, bei uns läuft es definitiv nicht so romantisch ab. Das Leben auf engstem Raum ist schon zeitweise ziemlich anstrengend. Diverse Familienmitglieder haben schon mit Rückflug gedroht, Nele schreit, nach dem alltäglichen Anschnall Drama, schon beim Losfahren „will nich mehr Auto fahren“, woraufhin Emmi kreischt, Nele soll nicht so laut kreischen. Lena flippt beim Anschnallen von Emmis Gurt aus, zwischen Anschnaller und Wand sind ungefähr minus 3 cm Platz, was es nahezu unmöglich macht mit normal großen Händen das Anschnaller Dingens in das Anschnaller Reinsteck Dingens reinzustecken.
Ständig wackelt irgendwas am Bus, es quietscht an jeder Ecke, gelegentlich fällt etwas ab (Boxen, Türgriffe, Starterknopf), beim Fahren rutschten die Polster von der Bank und dauernd gehen die Klappen unseres Schrankes auf… Chaos!

Da wir in der Regel keine Campingplätze anfahren, dafür reicht unser Budget auf gar keinen Fall und außerdem finden wir die meistens Campingplätze relativ schrecklich, gestaltet sich auch die Suche nach einem geeigneten Schlafplatz oft schwierig. Wo ist es für die Kinder gut, wo stehen die Chancen gut nicht „erwischt“ zu werden, wo pinkelt sich Lena Nachts nicht vor Angst in die Hosen…
Wenn es dann auch noch regnet, die Klamotten im Bus nicht trocknen und es bereits um 17h stockfinster ist und draußen die Schakale heulen, die Kinder aber noch voller Energie sind und dies dann hüpfend und sich streitend im Bus kompensieren, dann muss man schon sehr schlechte Ohren und unheimlich viel Geduld haben, wenn man nicht ausflippen will.
Ach ja, Licht haben wir auch nur sporadisch im Bus. Heizung eh nicht.
Jeden Tag das Bett ab und wieder aufbauen, man kann sich kaum bewegen, trotz ständigem Ausfegen ist alles voller Hundehaare, Sand, Dreck und Krümel… Super nervig!

Die persönliche Hygiene leidet auch mal darunter. Aus Ermangelung einer Toilette müssen wir je nach äußeren Umständen auf die Verbuddel-Methode oder die gute alte Eimer- und Tütentechnik zurückgreifen (nein, das ist nicht ökologisch sinnvoll). Aber wohin stellt man denn den Eimer wenn der einzige verfügbare Platz, immerhin ¼ Quadratmeter, am Boden auf einmal von dem blöden Hund eingenommen wird? Vom Geruch reden wir nicht. Gar nicht. Nein.

Von Privatsphäre, Zeit zu zweit, langen ungestörten Abenden am Lagerfeuer reden wir auch nicht.

So sehr wir unsere dicke Dana lieben, für vier Personen und einen Hund ist sie doch eventuell ein wenig zu klein…
Aber meistens nachdem wir mit dem Aufregen fertig sind, kommen wir immer wieder zum selben Ergebnis: bestestes Auto aller Zeiten. Sie läuft und läuft und läuft… Und ja, Dana ist definitiv zu klein, aber einen größeren Bus könnten wir uns allein aus Sprittechnischen Gründen nicht leisten (wir verbrauchen im Schnitt 10L/100km) und außerdem lässt sich nicht auf den ersten Blick erkennen, dass es sich um einen Camper handelt, so können wir als Lieferwagen getarnt supergut überall unauffällig stehen.

Trotz Zeit ohne Ende, fehlt uns diese auch hier unterwegs. Wir müssen uns zwischendurch immer wieder bewusst werden wie kostbar die Zeit ist, die wir gemeinsam haben. Und uns Zeit nehmen. Wir sind oft genervt, was sicher etwas mit dem wenigen Platz zu tun hat, und obwohl wir eigentlich nichts zu tun haben, halten uns die alltäglich zu erledigenden Dinge ganz schön auf Trab. Wäsche waschen, Bus ausfegen, spülen, zwischendurch muss ständig irgendwer auf Klo oder rennt weg, der Hund knabbert an der Gummiabdichtung vom Bus, bis wir nach dem Frühstück alles soweit arrangiert haben, dass wir etwas unternehmen könnten, hat schon wieder jemand Hunger und das Spiel beginnt von neuem.

Aber zum Glück kann man abends im Bett gut kuscheln. 1,7m in der Breite führt dazu, dass man abends nur äußerst schlecht nicht kuscheln kann. Auf der Seite liegend hat man die Wahl entweder sich bewegende Kinderbeine an Rücken und Hintern zu haben oder die durchaus kalte Aussenwand der Dana. Bis irgendwann ruhe eingekehrt ist ist man wieder so weit wach, dass man das Platzangebot erst so richtig genießen kann.

Friede, Freude, Eierkuchen!